Vom Auftrag der Kunst
In einer Zeit, da die Kunst nicht mehr im Sold der Macht steht, da es
nicht mehr darum geht, Gott, Kaiser und Vaterland zu verherrlichen, da
das Bürgertum andere Formen der Selbstdarstellung gefunden hat und auch
der „Selbstzweck” (das „l’art pour l’art”) als Notlüge entlarvt scheint,
in so einer Zeit haben es bildende Künstler schwerer denn je. Nicht die
wenigen, sogenannten Arrivierten, deren Bilder als Hintersetzer für
Politiker-Interviews herhalten müssen, die sich Staatskünstler nennen
dürfen und doch oftmals nur Alibi-Funktionäre einer grundsätzlich an
neuer Kunst nicht interessierten Gesellschaft sind. Nein, nicht diese
wenigen haben es schwer, sondern die vielen anderen; die, die den
Brotberufen nachgehen müssen, um leben zu können und Ihre Kunst zu
machen, die um Anerkennung ringen und Präsentation betteln müssen, die
freilich genauso ernsthaft und ernsthafter noch am „Auftrag der Kunst”
arbeiten.
„Text – Vom Auftrag der Kunst“ weiterlesen