Im gleißenden Licht des Mondes
Neue Natur-Mystik in Malerei und Plastik
Zwei jüngere Künstler, die bereits seit ein paar Jahren durch
interessante Varianten traditioneller expressiv-abstrakter Malerei
auffallen, zeigen ihre Weiterentwicklung: Wilhelm Seibetseder, stets von
Naturerscheinungen ausgehend, wird geheimnisvoller, ätherischer, obwohl
er zugleich mit schier haptischen Materialreizen experimentiert.
Helmut Fian, bisher als starker Kolorist bekannt, wagt sich ins
Dreidimensionale vor. Sein „Weg der Masken“, eine Reihe von
Wanderobjekten aus bemaltem Papiermaché über gebogenem Drahtgitter,
bezieht sich auf die geistige Welt des großen Mythenforschers Claude
Lévi-Strauss, der ja auch als Programmatiker der „Spurensicherer“ der
siebziger Jahre gelten kann. Im Vergleich zu deren Anliegen stehen nun
doch formale Fragen im Vordergrund. Fians Gebilde tragen den Anspruch
fernöstlicher Meditationsriten in sich.
Die großformatigen Gemälde Wilhelm Seibetseders verherrlichen das
Diffuse, das Sein im Nicht-Definierten, im Niemandsland zwischen Leben
und Tod. Seine subtilen Farben, die zartestes Rosa mit Grau, Weiß und
Silberpigmenten auf einer Leinwand vereinen, sehr oft aber auch eine Art
Tiefsee-Skala vor Augen führen, schenken dem Betrachter Hoffnung;
überdies gewähren sie ein höchst ästhetisches Erlebnis.
(Galerie Ariadne, Wien 1.,Bäckerstraße 6, bis 18. März)
(Quelle Die Furche Nr. 10/10.März 1989)
Gabriele Kala