Gemalte Teppiche des Lebens
Der farbenbrünstige Riese steht aufgeplatzt vor uns, reckt sich, und wir
rätseln, aus welcher Ecke er kommt. Verbindungsstränge seiner Malerei
führen zurück zu den Seerosenbildern von Claude Monet, zu den späten
Pastellwundern von Adolf Hölzel und zur Natur-Monumentalsymphonik von
Jean Sibelius.
Eine auf- und abregende Symbiose, erzkonservativ und doch
glühend-schön-neu, die so noch nie stattgefunden hat. Fanatische
Malereiliebhaber können sich in den mehrfach übereinander getürmten
Farbschichten satt schwimmen, auch haben sie das einmalige
Gefühlserlebnis in kosmische Wirbel zu geraten.
Manchmal stapft der Riese ungeniert in den Farbseen herum, sodaß
„herrlicher Kitsch” herausspritzt. Er sieht es, und mit disziplinierten
Malschichten deckt er den „Fehltritt”, die Sünde wider der Malerei zu.
Vielleicht sündigt er oft und tut oft Buße?
Was wissen Saubermänner vom Leben eines Titanen?
Man kann Graninger nicht ernst nehmen, wenn er so überschwänglich schreibt. Egal. Ich sehe,
was ich sehe.
Und echte Begeisterung darf nicht gebremst werden. Die säuerlichen
Kritiker, die auflodernde Begeisterung nicht kennen, tun mir leid.
Ich liebe Bilder, nicht Theorien.
Ich liebe Menschen, nicht die Anatomie.
Ich liebe das „Allerheiligste” im Herzen, nicht Installationen.
Ich bin unruhig, weil Leben brennt.
Kann der Sammler ohne Bilder leben?
Kann der Maler ohne seine Malerei leben?
Die Einführung in ein Künstler-Werk soll nicht skelettieren, sie soll
das Wesen durch entsprechende Metaphern sehbar, erkennbar machen. Das
Vorwort soll einen Begeisterungsstoß versetzen, mehr nicht. (Denn der
Betrachter ist mündig und kann selbst entscheiden, ob ein Werk
weiterhilft oder nicht.) Was ist noch zu sagen?
Das intellektuelle Raunzen überlasse ich den vom Leben (?) Verkürzten, auch wenn es noch so
interessant ist.
Der echte Sammler bestärkt, ist Anreger.
Mit einer Textstelle von Maurice Vlaminck schließe ich ab. (Bitte zehnmal, hundertmal lesen!!)
„Die Gefühlskraft des Malers, seine Liebe und Achtung vor dem Leben sind
die einzigen Bedingungen des Wunders: Das „bleibende“ Schöne, vom
zufälligen Stoff gelöst. Das Thema steckt im Menschen. Oder noch besser:
Das Thema ist der Mensch!”
Prof. Graninger, Katalog 97