Ausstellung / Ausstellungsbrücke St. Pölten

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Im Grunde könnte man das gesamte Werk von Willi Seibetseder als Serie auffassen: Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn legte er die Parameter für seine Bilder fest. Innerhalb dieser Konstanten wählt er seitdem die Elemente für das jeweilige Bild – die Art und Größe des Farbträgers, die Konsistenz der Farbe und das Werkzeug ihres Auftrags. Der jeweilige Bildträger gibt der Entfaltung der Farbe einen Rahmen. Es ist für Seibetseder stets eine Herausforderung, Farbe zu benutzen und damit etwas geschehen zu lassen, und dabei befasst er sich mit Rottönen, Gelb- und Orangetönen am allerliebsten, dann folgen alle anderen. Er sieht sich nicht als einer, der bunte Bilder macht. Er macht Bilder wie ein loderndes Feuerwerk. Er ist ein Maler. Die Farben sind sein Medium und es geht ihm um Malerei, um das Machen von wirkungsvollen Bildern. Die Farbe eröffnet für ihn unendliche Möglichkeiten: „Malerei ist noch lange nicht am Ende, sie wird nie am Ende sein, weil sie zu reich ist“. Das Medium ist für ihn dermaßen herausfordernd. Was könnte herausfordernder sein als unendliche Möglichkeiten zu haben.

Mit absoluter Entschlossenheit konzentriert sich Willi Seibetseder total auf das Phänomen des Malerischen. Er arbeitet zur Hinwendung zur Welt der Farbe. In einem permanenten Wechsle von Bildaussage und Wirkung vereint sich in seinen Arbeiten ein formaler und inhaltlicher Ansatz zu einer Bildqualität, die durch die zusätzliche Betonung des Malakts bzw. des Einsatzes von spezifischen Gesten sich manifestiert. Seine Bilder sind keineswegs unkontrolliert, sondern von spürbaren Bildvorstellungen bestimmt, konkretisieren sich Impulse in und zu spannungsvollen Farbräumen. Eine besondere Aufmerksamkeit lässt sich beim malerischen Schichtungsprozess erkennen. In einem beständigen Wechsel zwischen den aufgetragenen Farbschichten setzt er an bestimmten stellen weitere Verdichtungen. Das stete Verdichten intensiviert auch den Eindruck der zeitlichen Beweglichkeit jedes Bildwerkes. Das Übereinanderlegen der Farben ermöglicht ein immer tieferes Eindringen in ein Werk, in eine Bildsituation. Es ermöglicht aber auch ein weiter umspannendes Zusammenführen der unterschiedlichen Bildimpulse. Willi Seibetseder ist Maler. Er will nichts abbilden. Er lässt die äußere Wirklichkeit zurücktreten, dafür wird der Farbauftrag immer lodernder, er spiegelt die innere Wirklichkeit. Die Farbe züngelt, rotiert, strömt, wogt über die Bildfläche. Seine Malerei ist nicht nur schön, ihre Schönheit hat auch unbehagliche Momente. In ihr brechen sich die seltsamsten Kräfte Bahn, nie lässt sich entscheiden, ob es der Maler selbst ist, der die Farbe vor sich hertreibt. Oder ob umgekehrt er von der Farbe getrieben wird.

DDr. Leopold Kogler
Präsident des Dokumentationszentrums für Moderne Kunst in Niederösterreich

Galerie Tag und Nacht